Goldene Acht (Colias hyale)

Goldene Acht (Colias Hyale)
Schmetterlingsreich
Schmetterlingsreich
Goldene Acht (Colias hyale)
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Verbreitung in Österreich

Die Goldene Acht ist in passenden Habitaten in ganz Österreich zu finden, mit Schwerpunkt in den tieferen Lagen und Hügelländern. Sie bevorzugt offene Kulturlandschaften und meidet dichte Wälder und Hochgebirge. In alpinen Tallagen kann sie bis etwa 1.500 m vorkommen, höhere Lagen werden wegen Kälte gemieden . Österreichweit gilt C. hyale als gefährdet und steht auf der Vorwarnliste . Besonders in intensiv landwirtschaftlich genutzten Gebieten ist ein Rückgang zu verzeichnen, während in extensiven Wiesenlandschaften (etwa im Waldviertel oder im Südburgenland) lokal noch häufige Vorkommen bestehen.

Bevorzugte Habitate

Colias hyale bewohnt offene, sonnige Lebensräume mit reicher Blütenflora . Charakterhabitate sind blütenreiche Magerwiesen, extensiv genutzte Fettwiesen, Brachen, Wegränder, Böschungen und Ruderalfluren . Wichtig ist ein hohes Aufkommen von Leguminosen (Schmetterlingsblütlern) in diesen Wiesen , da diese sowohl den Raupen als Futter als auch den Imagines als Nektarquelle dienen. Die Art kommt häufig in leicht trockenen, nährstoffarmen Wiesen vor, z. B. entlang von Bahndämmen, auf Kiesbänken mit Pioniervegetation oder in Halbtrockenrasen am Alpenrand. Aber auch in kulturgeprägter Landschaft findet man sie an Ackerrändern mit Luzernebewuchs oder auf Klee-Feldern (zur Blütezeit). Entscheidend sind lückige, niedrige Vegetationsbestände, in denen die Raupenfutterpflanzen nicht zu stark überwachsen werden.

Nektarpflanzen (Imagines)

Adulte Goldene Acht saugen an einer Vielzahl blühender Kräuter. Bevorzugt werden rot-violette Blüten wie Klee (Trifolium), Skabiosen, Flockenblumen, lila Kratzdisteln und gelbe Korbblütler wie Habichtskraut oder Löwenzahn . Studien zeigen, dass Colias-Arten trichterförmige und körbchenförmige Blüten bevorzugen, insbesondere in den Farben Violett, Gelb und seltener Weiß. Typisch sind Beobachtungen an blühendem Steinklee (Gelbklee), WiesenkleeHornklee sowie Herbstblumen wie Aster oder Goldrute. Ein reiches Angebot an Nektar über den gesamten Flugzeitraum (Mai bis Oktober) ist wichtig: Frühsommerblüher für die erste Generation, Spätsommer- und Herbstblüher für die nachfolgenden Generationen. Bei schlechtem Wetter sammeln Goldene Acht auch Feuchtigkeit und Mineralien von feuchten Bodenstellen (Pfützen, Schlamm), um ihren Bedarf zu decken.

Futterpflanzen der Raupen (L1–L5)

Die Raupen der Goldenen Acht sind spezialisiert auf Schmetterlingsblütler (Fabaceae) . Hauptfutterpflanzen in Österreich sind Kleearten (Trifolium), insbesondere Rotklee und Weißklee, sowie Luzerne (Medicago sativa) bund.net. Daneben werden andere Fabaceen wie Hufeisenklee (Hippocrepis comosa), Kronwicke (Securigera varia) oder Esparsette (Onobrychis viciifolia) angenommen, wenn lokal vorhanden. Die Weibchen legen ihre Eier einzeln an die Blätter oder Stängel der Futterpflanzen ab . Die grünen Raupen fressen an den Blättern und sind gut getarnt. Sie durchlaufen in der Vegetationsperiode mehrere Stadien. In günstigen Jahren entwickelt C. hyale zwei bis drei Generationen (bivoltin bis trivoltin) . Die Verpuppung erfolgt in einer lockeren Gürtelpuppe in Bodennähe an Grashalmen oder niedriger Vegetation. Überwintert wird im Puppenstadium (bei später Generation) oder als halbausgewachsene Raupe, die an geschützten Stellen verharrt.

Gefährdung und aktuelle Bestandssituation

Die Goldene Acht gilt in Österreich als gefährdet und ist in einigen Regionen bereits selten geworden . Hauptgefährdungsursache ist der Verlust von Blühflächendurch landwirtschaftliche Intensivierung . Das Verschwinden traditioneller, artenreicher Wiesen (Umbruch in Ackerland oder Umwandlung in intensiv genutztes Grünland mit häufiger Mahd und Düngung) entzieht der Art Lebensraum . Durch Düngungwerden Magerwiesen in nährstoffreiche, hochwüchsige Bestände verwandelt, in denen die konkurrenzschwachen Kräuter und Leguminosen verschwinden Pestizideinsatz in Wiesen und an Ackerrändern reduziert nicht nur die Raupennahrungspflanzen (als „Unkräuter“), sondern tötet auch Raupen und Falter direkt . Als weiteres Problem kommt der Klimawandel hinzu: Dieser führt zu veränderten Niederschlagsmustern, sodass feuchte Blühstreifen austrocknen können, und begünstigt eine Verinselungder geeigneten Lebensräume . Goldene Acht können zwar relativ gut fliegen und neue Flächen besiedeln, brauchen dafür aber Trittsteinbiotope. Wenn diese in einer ausgeräumten Agrarlandschaft fehlen, bleiben Populationen isoliert und somit anfällig für lokale Aussterben (z. B. nach einem Mähunfall oder einer Dürre). Trotz dieser Gefährdungen taucht die Art dank ihrer Mobilität mancherorts plötzlich wieder auf (Wanderverhalten bei Überpopulation in Nachbarregionen), doch ohne Habitatangebote kann sie sich nicht halten.

Maßnahmen zur Wiederansiedlung und Züchtung

Direktes Aussetzen (Wiederansiedlung) der Goldenen Acht ist selten erforderlich, da sie potentielle Habitate selbständig besiedeln kann, sofern sie in der Region vorkommt. Viel wichtiger ist es, die Habitatqualität zu verbessern, damit eingewanderte Falter sich vermehren können. Die Zucht der Goldenen Acht in größerem Umfang ist anspruchsvoll, da mehrere Generationen pro Jahr auftreten und die Raupen eine durchgehende Versorgung mit frischen Futterpflanzen brauchen. In der Praxis könnten zur Unterstützung regionale Ansaaten mit Luzerne und Klee dienen, um abgewanderte Falter zum Bleiben zu bewegen – ein “Soft Release” über Habitatverbesserung statt aktiver Aussetzung. Sollte eine locale Ausrottung stattgefunden haben und keine Zuwanderung absehbar sein, könnte man überlegen, aus einer anderen Region einige trächtige Weibchen umzusiedeln. Diese würden in einem eingefriedeten Wiesenteil Eier an Luzerne legen, worauf man die Raupenentwicklung beobachten kann. Allerdings ist dies nur mit behördlicher Genehmigung und begleitendem Monitoring sinnvoll, da die genetische Integrität und Anpassung an lokale Bedingungen berücksichtigt werden muss. Grundsätzlich stehen bei C. hyale also weniger klassische Zucht-Auswilderungsprojekte im Vordergrund als vielmehr die Schaffung eines Netzwerkes von geeigneten Blühflächen, sodass die Falter eigenständig wieder auftauchen können.

Habitatmanagement

  • Konkrete Maßnahmen: Um Lebensräume für die Goldene Acht zu verbessern, müssen extensive Bewirtschaftungsformen gefördert werden . Konkret heißt das: Erhalt nährstoffarmer Blühwiesenund Brachen. In der Landwirtschaft sollten ungenutzte Streifen stehen gelassen werden (Blühstreifen an Feldrändern, stillgelegte Saumflächen). Bereits verlorene Wiesen können durch Renaturierung(Entbuschung, Abmagern des Bodens) wiederhergestellt werden, ggf. in Kombination mit Ansaat von Klee und Kräutern. Wo intensive Wiesen existieren, könnte ein freiwilliger Verzicht auf Düngung und eine Reduktion der Mahdhäufigkeit erfolgen, um die Artenvielfalt zu erhöhen. Auf kommunalem Grünland (z. B. Wegränder, Bahndämme) sollten Mahdzeitpunkte optimiert werden, damit immer irgendwo Blüten stehen. Kein Pestizideinsatz auf solchen Flächen ist essenziell . Zusätzlich können auf geeigneten Brachflächen Leguminosen-Mischungen eingesät werden, um Futter- und Nektarpflanzen bereitzustellen.
  • Zeitplan: Mahd und Beweidung sind zeitlich so zu steuern, dass stets ein Teil der Fläche blüht. Optimal ist ein rotationsweises Mähen: beispielsweise im ersten Jahr bleibt ein Drittel der Wiese ungemäht (bis nach dem Herbst), im nächsten Jahr ein anderes Drittel usw. – so finden Raupen immer Rückzugsorte. Erste Mahd erst nach dem 15. Juni (damit Frühjahrsblüher aussamen und erste Faltergeneration Nektar hat), zweite Mahd nicht vor Ende August (sodass auch zweite Faltergeneration genug Nektar findet). Brachen sollten möglichst über die ganze Vegetationsperiode blühen; Eingriffe (wie Mulchen zur Verhinderung von Verbuschung) daher am besten im Spätwinteroder sehr früh im Frühjahr vor Vegetationsbeginn durchführen. Eine Ansaat mit Leguminosen erledigt man idealerweise im Herbst (September), damit Klee & Co. im Folgejahr früh zur Verfügung stehen.
  • Materialbedarf: Für die Anlage von Blühstreifen: Saatgutmischungen mit hohem Leguminosenanteil (z. B. Inkarnatklee, Hornklee, Esparsette) und standortgerechten Kräutern. Zum Abmagern eutrophierter Böden kann das Abtragen von Oberboden oder die Ausbringung von Sand nötig sein (Maschinenbedarf entsprechend). An Geräte: Balkenmäher oder Handsense für kleinflächige Mäharbeiten (schonender als rotierende Mäher). Gegebenenfalls Heuwender/Rechen, um Schnittgut einzusammeln – das ist wichtig, um Nährstoffe zu entziehen. Falls Weidewirtschaft infrage kommt: leichte Elektrozaunsysteme zum Einpferchen von Schafen oder Ziegen, die kurzzeitig die Fläche beweiden und so offen halten.
  • Notwendige Maschinen oder Geräte: Für großflächiges Wiesenmanagement könnte ein Traktor mit Doppelmessermähwerk dienen, da er im Vergleich zu rotierenden Klingen Kleintiere eher schont. Für Saatgutausbringung in der Landwirtschaft: Streuwagen oder Schlitzsaatmaschine, um Blumensamen in bestehenden Wiesen einzubringen. Kleinere Flächen kann man per Hand aussäen und einwalzen (Walze oder Brett). Ein Bodenabtrag (falls notwendig) erfordert Bagger oder Radlader. Beim Pestizidverzicht sind keine speziellen Geräte nötig – hier geht es eher um die Änderung der Bewirtschaftungsweise.
  • Hinweise zur Umsetzung in der Praxis: Die Einbindung von Landwirten ist entscheidend: Programme wie Blumenschutz-Streifen (z. B. gefördert über ÖPUL, das Österreichische Agrarumweltprogramm) sollten genutzt und ausgeweitet werden. Gemeinden können auf ihren Flächen (Parkanlagen, Straßenböschungen) bewusst auf häufiges Mähen verzichten und stattdessen „wilde Ecken“ entstehen lassen. Öffentlichkeitsarbeit – etwa die Wahl der Goldenen Acht zum Schmetterling des Jahres 2017 in Deutschland – kann genutzt werden, um Bewusstsein zu schaffen, dass blühende „Unkraut“-Wiesen wertvoll sindbund.net. Durch die robuste Flugfähigkeit der Goldenen Acht kann ein Verbund aus mehreren verstreuten Blühflächen schon genügen, um der Art regional wieder Auftrieb zu geben. Daher sollte man mit vielen kleinen Maßnahmen ein Netz knüpfen, statt auf wenige große Schutzgebiete zu setzen. Monitoring kann z. B. im Rahmen von Citizen Science (Schmetterlingsapp-Meldungen) erfolgen – steigt die Zahl der Sichtungen auf neuen Blühflächen, ist das ein Erfolgshinweis.

Wirkung der Maßnahmen

  • Eier werden einzeln an Kleearten und Luzerne abgelegt – meist auf die Blattunterseite. Blütezeit und Struktur der Pflanzen entscheidend für Eiablage.
  • Raupen benötigen sonnige, trockene Offenflächen mit niedrigem Pflanzenwuchs und hohem Kleeanteil. Werden diese zu früh gemäht oder gespritzt, sterben alle Entwicklungsstadien.
  • Falter sind wärmeliebend, mobil und bevorzugen blütenreiche Flächen mit hoher Nektardichte. Sie profitieren besonders von Aussaatflächen mit Wildkräutern, Doldenblütlern und Schmetterlingsblütlern.
  • Die Art ist stark auf mosaikartige, extensiv genutzte Kulturlandschaften angewiesen. In intensiv genutzten Agrarräumen überlebt sie nur dort, wo Rückzugsräume, Brachflächen und Blühstreifen konsequent erhalten bleiben.
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