Admiral (Vanessa Atalanta)

Admiral Vanessa Atalanta
c) Otto Feldner
Schmetterlingsreich
Schmetterlingsreich
Admiral (Vanessa Atalanta)
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Verbreitung in Österreich

Der Admiral ist in ganz Österreich weit verbreitet und einer der bekanntesten Tagfalter. Als Wanderfalterkommt er jährlich aus dem Mittelmeerraum nach Mitteleuropa geflogen  und kann daher auch in Regionen auftauchen, wo er nicht überwintert. In warmen Jahren treten Admirale in großer Zahl auf, sogar bis in hochalpine Lagen (vereinzelt über 2000 m Höhe) . Typischerweise sind sie von März bis in den späten Herbst überall vom Flachland bis in Mittelgebirgslagen anzutreffen . In strengen Wintern sterben die meisten in Österreich verbliebenen Falter, aber jedes Jahr wandern neue aus dem Süden ein. Die Art gilt als nicht gefährdet und kommt sowohl in ländlichen wie städtischen Gebieten häufig vor .

Bevorzugte Habitate

V. atalanta ist ein Lebensraumgeneralist und kommt fast überall zurecht , solange ausreichend Futterpflanzen für die Raupen und Nektarquellen für die Falter vorhanden sind. Man findet ihn in Wäldern (v.a. Lichtungen und Waldränder), auf Wiesen, in Parks und Gärten sowie sogar auf Hochalmen . Bevorzugte Aufenthaltsorte sind sonnige Waldränder mit Brennnesselbewuchs, blütenreiche Gärten(z. B. mit Schmetterlingsflieder) und Streuobstwiesen (wo Fallobst als Nahrungsquelle dient) . Der Admiral kann als äußerst anpassungsfähig bezeichnet werden – er ist in urbanen Parks ebenso zu Hause wie in naturbelassenen Auen. Im Herbst zieht es viele Admirale zu reifen Obstbäumen und Weinbergen, wo sie an überreifem Obst und ausgepressten Trauben saugen. Diese Flexibilität erklärt seinen Erfolg als weit verbreitete Art.

Nektarpflanzen (Imagines)

Admirale lieben blütenreiche Gärten und Wiesen und trinken Nektar aus verschiedensten Blüten . Besonders anziehend sind Schmetterlingsflieder (Buddleja)DistelnHerbstasternEchter Wasserdost (Eupatorium) und Fallobst . Im Spätsommer werden Admirale häufig auf überreifen Zwetschken, Pflaumen oder Birnen im Obstgarten beobachtet, wo sie den austretenden Saft aufsaugen . Ebenso wichtig sind Spätblüher: Efeublüten im Herbst stellen oft die letzte Nektarquelle vor dem Zug nach Süden dar . Früh im Jahr nutzen frisch aus der Überwinterung kommende Admirale den Nektar von Weidenkätzchen, Huflattich, Flieder oder Rapsfeldern. Insgesamt zeigt der Admiral ein opportunistisches Fressverhalten: Er nimmt sowohl Blütennektar als auch Baumsäfte (z. B. an verletzten Birken) und gärende Säfte (Obst, Baumsäfte, sogar Exkremente) auf. Im Vergleich zu spezialisierten Arten ist V. atalanta daher weniger durch bestimmte Pflanzen eingeschränkt – was ihn in unterschiedlichsten Habitaten gut überleben lässt.

Futterpflanzen der Raupen (L1–L5)

Die Raupen des Admirals fressen bevorzugt an Brennnesseln, insbesondere der Großen Brennnessel (Urtica dioica) . Die Weibchen legen ihre Eier meist einzeln auf die Oberseite von Brennnesselblättern ab . Nach dem Schlüpfen bauen die Raupen sich aus einem oder mehreren Nesselnblättern einen zusammengesponnenen Schlauch, in dem sie geschützt fressen . Neben Brennnesseln werden gelegentlich auch andere Pflanzen der Brennnessel-Familie (Urticaceae) wie Hopfen oder Parietarien als Notfutter genutzt, in der Praxis spielt aber Urtica dioica die Hauptrolle. Die Raupen sind dunkel (schwarzbraun mit gelblichen Punkten und Stacheln) und durchlaufen fünf Stadien. Sie leben im Gespinst versteckt und sind tags wie nachts aktiv. Nach 3–4 Wochen (witterungsabhängig) verpuppen sie sich in der Brennnesselumgebung – oft hängt die graubraune Stürzpuppe direkt an der Unterseite des Brennnesselblatts oder an benachbarten Stängeln. Der Admiral bildet in Österreich bis zu zwei Generationen aus, manchmal eine partielle dritte, die dann aber abwandert oder versucht zu überwintern . Aufgrund des Zugs kommen Raupen vor allem ab Mai (erste Generation der Einwanderer) und dann wieder im Juli/August (zweite Generation) vor. Wichtiger Hinweis: Da die Raupen einzeln und versteckt leben, sind sie für Fressfeinde nicht so leicht auffindbar – aber Mahd oder Jäten von Brennnesseln kann sie vollständig entfernen.

Gefährdung und aktuelle Bestandssituation

Der Admiral ist in Österreich nicht gefährdet – im Gegenteil zählt er zu den Gewinnern milder Klimaphasen. In warmen Jahren kann es viele Admirale geben, die in der Landschaft umherziehen und an vielen Stellen sichtbar sind . Allerdings können regionale Faktoren wie intensiver Pestizideinsatz und das Fehlen von Brennnesseln auch hier zu lokaler Verknappung führen . Der Art kommt zugute, dass Brennnesseln als „Unkraut“ zwar bekämpft werden, aber an vielen Ruderalstellen dennoch reichlich wachsen (z. B. entlang von Dämmen, Gräben, Waldschlägen). Größere Witterungsextreme könnten zukünftig negative Effekte haben: Sehr milde Winter locken überwinternde Admirale evtl. zu früh aus der Starre, was Spätfroste gefährlich macht; sehr trockene Sommer lassen Nektarquellen verschwinden. Bisher zeigt sich V. atalantaaber anpassungsfähig und profitiert sogar von wärmeren Durchschnittstemperaturen, da dadurch seine Aufenthaltszeit in Mitteleuropa verlängert wird. In den letzten Jahrzehnten kam es etwa vermehrt zu erfolgreichen Überwinterungsversuchen in geschützten Ecken (z. B. Scheunen) – eine neue Entwicklung. Insgesamt gilt der Admiral als häufig und stabil, was aber keine Garantie für die Zukunft ist: Ohne Brennnesseln keine Admirale. Regionale Rückgänge wurden berichtet, wo intensive Säuberung von Wegsäumen die Nesselvorkommen reduziert hat. Zum Glück kann die Art dank ihrer Mobilität Verluste schnell ausgleichen, indem jedes Jahr neue Falter einwandern .

Maßnahmen zur Wiederansiedlung und Züchtung

Für den Admiral sind keine aktiven Wiederansiedlungen nötig, da er als Zugfalter selbst neue Gebiete besiedeln kann. Seine “Wiederansiedlung” geschieht de facto jeden Frühling durch Einwanderung aus dem Süden. Insofern konzentrieren sich Schutzbemühungen darauf, die Aufenthaltsbedingungen zu optimieren, damit eingewanderte Admirale sich fortpflanzen und ggf. überwintern können. Die Zucht des Admirals ist vergleichsweise einfach und wird von Schmetterlingsfreunden manchmal durchgeführt: Brennnesselstöcke im Topf, auf denen Eier oder Raupen eingesammelt wurden, können im Terrarium bis zur Verpuppung gehalten werden. Für Naturschutzzwecke gibt es aber kaum Anlass zur Zucht – die Art ist ja nicht rar. Denkbar wäre höchstens eine unterstützte Überwinterung: Zum Beispiel könnte man eine späte Generation, die im Herbst als Falter schlüpft, einsammeln und in Kühlräumen überwintern, um sie im Frühjahr wieder frei zu lassen. So ließe sich die Zahl der im Land überwinternden Falter künstlich erhöhen. Solche Maßnahmen sind experimentell und eher in Forschungsprojekten denkbar. Generell gilt: Der Admiral braucht keinen klassischen Wiederansiedlungsplan; stattdessen sollten Trittstein-Habitate erhalten bleiben, damit seine Migration erfolgreich ist (er braucht unterwegs Tankstellen aus Nektarquellen).

Habitatmanagement

  • Konkrete Maßnahmen: Die wichtigste Maßnahme für Admirale ist simpel: Brennnesselbestände erhalten!  Dies bedeutet zum einen, dass an Waldrändern, Böschungen, Flussufern und Bahndämmen nicht alle Brennnesseln entfernt werden sollen. Gemeinden können z. B. beschließen, auf chemische Bekämpfung von Brennnesseln zu verzichten und stattdessen tolerieren, dass an manchen „wilden“ Ecken diese Pflanze wächst. In Gärten lässt sich das fördern, indem man eine Brennnessel-Ecke duldet. Eine weitere konkrete Maßnahme ist das Fördern von Spättrachten: etwa das Belassen von Fallobst unter Obstbäumen im Herbst (statt alles sofort zu entfernen) und das Pflanzen von Schmetterlingsflieder in Parks und Gärten als attraktive Nahrungsquelle im Sommer . Auch Efeu an Zäunen und Mauernblühen im Herbst und bieten späten Admiralen Nahrung – daher Efeu nicht überall abschneiden, sondern zumindest an einigen Stellen blühen lassen. In der Forstwirtschaft kann man am Rändern von Schlägen ein paar Altbäume mit Saftfluss (z. B. leicht verletzte Birken) stehen lassen, da Admirale diese zum Saugen aufsuchen. Außerdem: Keine flächige Mahd aller Wegsäume gleichzeitig – wenn kommunale Bauhöfe jeden Straßenrand im Juli gleichzeitig mulchen, fehlen den zweiten Admiral-Generationen die Nektarquellen (Disteln etc.). Hier ist ein gestaffeltes Mähen an verschiedenen Terminen sinnvoll.
  • Zeitplan: Brennnesselbestände, die im Rahmen von Pflegemaßnahmen erhalten werden sollen, kann man abschnittsweise schneiden, um frische Triebe für die Eiablage bereitzustellen. Optimal: einen Teil der Nesselstandorte Ende Mai mähen (nachdem erste Eier gelegt wurden und wo Raupen schon größer sind, die sich dann verpuppen – diese Mähverluste sind zu verschmerzen, da andere Nesselstellen bleiben), dann treiben diese bis Juli neu aus und stehen für die zweite Generation Raupen parat. Andere Nesselstellen sollte man ungemäht bis August lassen, damit die ersten Raupen vollenden können. Generell ist eine rotationale Pflege der Nesselfluren (Teilmengen schneiden, nicht alle auf einmal) ideal über die Saison. Fallobst sollte ab August liegen gelassen werden, bis es von den Faltern genutzt wurde – Aufräumarbeiten also erst spät im Herbst einplanen. Die Pflanzung von Buddleja oder anderen Nektarpflanzen in Gärten kann jederzeit im Frühjahr oder Herbst erfolgen. Efeu sollte man mindestens bis Oktober an den Rankhilfen lassen, denn im September/Oktober blüht er und lockt späte Admirale.
  • Materialbedarf: Wenig spezielles Material. Wichtig ist eher das Unterlassen von Dingen: Also kein Herbizidgegen Brennnesseln – dadurch spart man sogar Material. Falls man gezielt Brennnesseln ansiedeln möchte: Sammeln von Brennnessel-Rhizomen im Frühjahr und Auspflanzen an geeigneten feuchten, nährstoffreichen Stellen (Material: Spaten, vielleicht Eimer mit Mist, da Brennnesseln nährstoffreichen Boden bevorzugen). Für Gärten: Buddleja-Pflanzen aus der Baumschule, Asternstauden etc., um ein Blütenangebot sicherzustellen. Wenn Fallobst gezielt ausgelegt werden soll, kann man in Naturschutzzentren sog. Faltertränken einrichten: flache Schalen mit überreifem Obst oder Zuckerwasser – hier braucht es Schalen und Nachschub an Obst (kein High-Tech).
  • Notwendige Maschinen oder Geräte: Die Pflege der Weg- und Wiesenränder kann mit üblichen Mähgeräten erfolgen (Motorsense, Böschungsmäher), wichtig ist aber das Timing. Es wäre von Vorteil, wenn Gemeinden über Mähpläne verfügen, sodass nie alle Säume gleichzeitig kahl sind. Hier ist eher organisatorisches „Gerät“ gefragt, weniger mechanisches. Für Brennnessel-Anpflanzungen: Spaten reicht, evtl. Bewässerungsgießkanne bei Trockenheit. Überwinterungshilfen: In großen Scheunen oder Kellern können Drahtgitterrahmen aufgehängt werden, an denen sich überwinternde Admirale festklammern könnten – dies wurde experimentell erprobt, aber in der Praxis eher nicht standard.
  • Hinweise zur Umsetzung in der Praxis: Urbaner Kontext: In Städten kann der Admiral gefördert werden, indem man Brachen duldet. Initiativen wie „Natur im Garten“ (die auf Pestizide verzichten und Brennnesseln zulassen) unterstützen den Admiral indirekt. Landwirtschaftlicher Kontext: Admiral-Raupen an Brennnesseln in Feldgehölzen werden meist nur dann gefährdet, wenn diese Gehölze entfernt werden. Also sollten Feldraine mit Brennnesseln eher belassen werden. Insgesamt hat der Admiral den Vorteil, dass viele Naturschutzmaßnahmen für andere Arten (Blühflächen, Hecken erhalten) ihm automatisch helfen. So profitieren z. B. vom oben erwähnten Lycaena dispar-Mosaikmanagement auch Admirale, weil dort Blühstreifen verbleiben. Ein spezielles Monitoring für Admirale ist nicht unbedingt nötig – man kann aber z. B. im Zuge von Tagfalter-Monitoringdokumentieren, ob die Admiral-Häufigkeit in einem Gebiet steigt, nachdem dort Bewirtschaftungsänderungen (wie Pestizidverzicht) eingeführt wurden. In Wäldern kann man darauf achten, beim Aufschichten von Holz ein paar Schichtstapel liegen zu lassen, in denen Admirale (wie auch Trauermäntel) überwintern könnten . Letztlich sind die Maßnahmen für V. atalanta oft deckungsgleich mit allgemeinen Insektenschutzmaßnahmen – sein häufiger Auftritt ist ein guter Bioindikator dafür, dass eine Landschaft noch ausreichend „wild“ (ungepflegt) ist.

Wirkung der Maßnahmen

  • Eier werden gezielt auf junge Brennnesselblätter gelegt – die Pflanzen müssen sonnig, windgeschützt und ungestört stehen. Geschnittene oder besonnungsarme Brennnesseln werden gemieden.
  • Raupen sind empfindlich gegenüber Trockenheit und Beweidung – sie benötigen dichte, ungestörte Brennnesselhorste. Kurz gemähte oder ausgetrocknete Pflanzen führen zum Absterben.
  • Falter sind langstreckenzugfähig (Migrant) und wandern von Süd nach Nord. Zur Fortpflanzung brauchen sie Brennnesseln, zur Energieversorgung ein dichtes Netz an Nektar- und Saftquellen.
  • Zugfähige Art mit lokalem Bruterfolg – das Überleben hängt stark vom Vorhandensein geeigneter Mikrobiotope ab, insbesondere in Agrarlandschaften und am Siedlungsrand.
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