

Verbreitung in Österreich
Der Trauermantel ist in ganz Österreich verbreitet und kann – bei geeigneten Habitaten – vom Flachland bis in mittlere Gebirgslagen angetroffen werden. Er fehlt lediglich in hochalpinen Regionen. Die Art wandert gelegentlich, wodurch auch in neuen Gebieten Sichtungen vorkommen können. Obwohl N. antiopa vielerorts noch regelmäßig beobachtet wird, sind Rückgänge in intensiv genutzten Landschaften dokumentiert. In Salzburg zählt er z. B. zur Vorwarnliste .
Bevorzugte Habitate
Nymphalis antiopa ist anpassungsfähig und bewohnt verschiedene Lebensräume mit Bäumen und Gebüsch. Bevorzugt werden jedoch lichte, strukturreiche Laubwälder, Auwälder und deren Ränder . Häufig findet man ihn entlang von Bächen mit Weiden- und Pappelbewuchs oder in Parks und alten Obstgärten . Wichtig sind Habitate mit altem Baumbestand (z. B. alte Weiden, Pappeln, Ulmen), da er Verstecke zur Überwinterung (unter loser Borke, in Holzstapeln) benötigt . Auch Hecken und gehölzreiche Waldränder mit angrenzenden Feuchtwiesen sind ideal, da dort sowohl Raupenfutterpflanzen als auch Baumsaftquellen vorkommen.
Nektarpflanzen (Imagines)
Adulte Trauermäntel nutzen primär Baumsäfte und überreifes Obst als Energiequelle . Im Spätsommer saugen sie häufig an verletzten Baumstellen mit austretendem Saft (z. B. Eichen, Birken) oder an Fallobst wie Zwetschken und Birnen . Früh im Frühjahr, nach der Winterpause, benötigen sie ebenfalls Zuckerquellen – dann werden auch Weidenkätzchen, Frühblüher oder austretender Saft von Saftmahlbäumen (etwa Birken) besucht. Insgesamt spielt Blütennektar eine geringere Rolle als bei vielen anderen Tagfaltern; stattdessen nutzt der Trauermantel auch Honigtau an Blattläusen und Feuchtigkeit von schlammigen Stellen.
Futterpflanzen der Raupen (L1–L5)
Die Trauermantel-Raupen fressen gesellig an verschiedenen Laubbäumen. Bevorzugt werden Weiden (v. a. Salweide Salix caprea), Birken (Betula) und Ulmen (Ulmus) als Eiablagepflanzen genutzt . Die Weibchen legen im Frühjahr nach der Überwinterung ihre Eier in großen Gelegen (bis ~100 Eier) ringförmig um Zweige dieser Bäume ab . Die schwarz gefärbten Raupen mit weißen Punkten und orangen Dornen leben zunächst in Gemeinschaftsgespinsten an den Zweigen . Später zerstreuen sie sich, um sich einzeln oder in kleinen Gruppen an Stämmen oder Zweigen zu verpuppen. Neben den genannten Hauptfutterbäumen werden gelegentlich auch Pappeln (Populus) oder Erlen (Alnus) genutzt, sofern vorhanden. Wichtig sind Weichhölzer in feuchten Waldgebieten (Auwälder), da diese oft die Primärhabitate der Art sind.
Gefährdung und aktuelle Bestandssituation
In Österreich gilt der Trauermantel derzeit als potenziell gefährdet . Obwohl er regional noch häufig ist, führen verschiedene Faktoren zu Bestandsrückgängen. Zu den Hauptgefährdungsursachen zählt der Verlust alter Bäume (z. B. durch intensive Forstwirtschaft oder das Abtragen von Totholz in Parks), wodurch Überwinterungsverstecke und Saftquellen wegfallen . Habitatverluste in Auen und feuchten Wäldern – etwa durch Entwässerung oder Flussverbauung – wirken sich negativ aus, da dort wichtige Weidenbestände verschwinden. Auch die Urbanisierungzerstört manche Vorkommen, wenn z. B. Brachflächen mit Weiden/Pappeln bebaut werden. Weiterhin können Klimaänderungen (milde Winter gefolgt von Spätfrost) die überwinternden Falter schädigen. In intensiv landwirtschaftlich genutzten Gebieten ist der Trauermantel selten geworden , was auf das Fehlen naturnaher Baumhecken und den Pestizideinsatz zurückgeführt wird. In Salzburg etwa wird die Art trotz landesweitem LC-Status als gefährdet (VU) eingestuft .
Maßnahmen zur Wiederansiedlung und Züchtung
Aktive Wiederansiedlungen des Trauermantels sind in Österreich bisher nicht dokumentiert – überwiegend, da die Art noch verbreitet ist und selbst migrieren kann. Sollte lokal ein Bestand erlöschen (z. B. nach Beseitigung eines Auwalds), könnte eine Wiederansiedlung erwogen werden, sobald das Habitat regeneriert ist. Dafür könnten gezüchtete Falter oder Raupen aus umliegenden Populationen entnommen werden (nur mit behördlicher Genehmigung). Die Zucht des Trauermantels in Menschenhand ist grundsätzlich machbar: Beispielsweise lassen sich Weibchen in Volieren zur Eiablage an Weidenzweigen bewegen, die Raupen werden in Gruppen auf frischen Weiden- oder Birkenblättern großgezogen. Die Puppen könnte man schützeln (in klimatisierten Räumen überwintern) und Falter im Frühjahr freilassen. Allerdings muss die Habitatqualität stimmen – insbesondere ausreichende Futterbäume und alte Stämme für Saft – damit eine Aussetzung Erfolg hat. In der Praxis steht deshalb die Verbesserung des vorhandenen Habitats an erster Stelle, bevor Zucht und Aussetzung angedacht werden.
Habitatmanagement
- Konkrete Maßnahmen: Zum Schutz des Trauermantels sind das Erhalten alter Bäume und strukturanreichernde Waldrandpflege zentral . In Auwäldern und Parks sollten alte Weiden, Pappeln, Birken etc. möglichst erhalten bleiben – auch stehendes Totholz und absichtlich verwundete Bäume (z. B. durch Anritzen der Rinde) liefern wertvolle Saftquellen. An Waldrändern fördert man eine gestufte Struktur mit Gehölzstreifen, an denen Weiden und andere Laubbäume wachsen dürfen. Brachen mit Weidengebüsch sind zu sichern statt „aufgeräumt“ zu werden. Konkret können Pflegemaßnahmen beinhalten: Anlage neuer Hecken aus Weide/Hasel; Belassen von Baumstümpfen und Stubben im Wald (Saftquellen); Pflanzung von Ulmen (resistenten Sorten) entlang von Bächen, um verlorene Ulmenbestände zu ersetzen.
- Zeitplan: Die meisten Eingriffe erfolgen außerhalb der Vegetationsperiode. Alte Bäume pflanzt oder markiert man im Herbst/Winter. Heckenrückschnitt zugunsten von Stockausschlag (Weidentriebe) geschieht im Spätwinter. Das Anritzen von Saftbäumen könnte im Frühjahr (März) erfolgen, kurz bevor die Falter aus der Winterruhe kommen, um frischen Saft zu bieten. Wichtig: Vom 1. April bis 30. Junimöglichst keine Habitatstörungen, da in dieser Zeit Eiablage und Raupenentwicklung stattfinden. Mahd umliegender Wiesen sollte spät (ab Juli) und abschnittsweise erfolgen, um Blüten für Falter bis Herbst zu sichern.
- Materialbedarf: Zur Habitataufwertung können Jungbäume der Raupenfutterpflanzen (z. B. Weidenstecklinge, Ulmensetzlinge) benötigt werden. Auch lokales Saatgut für Saumbepflanzungen (Wildblumenmischungen mit Disteln, Wasserdost etc. für Imagines) ist hilfreich. Kleinere Maßnahmen wie Anbringen von Hordengütern(Totholzhaufen, Reisighaufen) schaffen Überwinterungsverstecke – hier genügen Motorsäge und die vor Ort anfallenden Äste/Hölzer.
- Notwendige Maschinen oder Geräte: In Auwäldern: Rückepferde oder leichte Forstmaschinen, um Schädigung des Bodens zu vermeiden, wenn Gehölze entnommen werden. Zum Heckenschutz: Zaunmaterial und Pfosten, um neu gepflanzte Weiden vor Verbiss zu schützen. In Gärten/Parkanlagen: Obststangen oder Leitern, um Fallobst an Ort und Stelle zu belassen (statt aufzusammeln), könnten zum Einsatz kommen, da Fallobst gezielt für Falter liegen gelassen wird. Generell reichen einfache forstliche Werkzeuge (Axt, Handsäge) oft aus, um einzelne Lichtlöcher im Gehölz zu schaffen.
- Hinweise zur Umsetzung in der Praxis: Bei Pflegemaßnahmen sollte man kommunale Parkpfleger oder Forstleute einbinden – z. B. vereinbaren, einige „wilde Ecken“ mit Brennnesseln und Weiden stehen zu lassen. In Obstgärten kann man das Bewusstsein fördern, Fallobst liegen zu lassen, damit Trauermäntel daran saugen können. Das Belassen von Brennholzstapeln und alten Obstbäumenin Streuobstwiesen nützt ebenfalls der Art (Überwinterungsquartiere). Wichtig: Keine Insektizide in Bereichen einsetzen, wo Trauermäntel vorkommen – dies versteht sich insbesondere bei Gemeinden und Privatgärten entlang von Auen. Durch Monitoring (z. B. jährliche Falterzählung im Frühjahr und Spätsommer) lässt sich überprüfen, ob die Maßnahmen anschlagen oder nachgebessert werden müssen.
Wirkung der Maßnahmen
- Vernetzte Auwaldfragmente sichern Metapopulationen – durch ihre Mobilität kann die Art selbst kleine Inseln besiedeln, wenn sie entlang von Feuchtkorridoren erreichbar bleiben.
- Eier werden an jungen Zweigen von Weiden oder Birken abgelegt, oft in kleinen Gruppen. Die Raupen leben sozial, bevorzugt auf Salweiden in feuchten Lagen.
- Raupen benötigen ungenutzte Weichholzgebüsche, wie sie an Bachrändern oder Waldsäumen zu finden sind. Intensive Bewirtschaftung dieser Flächen oder frühe Mahd zerstören die Entwicklungsstadien.
- Falter saugen an verletzten Bäumen, Fallobst oder Aas – keine Nektarpflanzen. Daher sind Saftbäume und Altbäume mit Insektenbohrlöchern zentral für die adulte Phase.